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Spielleute

Spielleute sind Unterhalter, die ihre Künste in Städten und Dörfern vor Publikum aufführen. Die Darbietungen der Spielleute sind sehr vielfältig und können prinzipiell jede Art der Unterhaltung beinhalten.

Tätigkeit

Unter den Spielleuten finden sich Musikanten, Sänger, Tänzer, Dichter, Schauspieler, Akrobaten, Zauberer und Glücksspieler. Meistens sind sie auf eine Darbietungsform spezialisiert, wobei Kombinationen möglich sind. Spielleute ziehen zu den Jahrmärkten in den Städten und den Dorffesten, wo sie ein großes Publikum finden. Daneben lassen sie sich für Taufen, Hochzeiten und Bestattungen engagieren und treten an den Höfen des Adels und in Klöstern auf. Dabei spielen sie eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Nachrichten, die sie auf ihren langen Fahrten durch die Länder erfahren. Besonders beliebt bei der Landbevölkerung ist der Klatsch von den Adelshöfen.

Erscheinungsbild

Spielmänner sind häufig mit glatt rasiertem Schädel zu sehen, was sie als gesellschaftliche Abweichler kennzeichnet. Die Spielfrauen tragen ihr Haar häufig lang und offen, was sie von anderen Frauen unterscheidet, die ihr Haar mit Schleier oder Gebende bedecken. Manche Spielfrauen tragen rote Schleier, wie sie in einigen Städten für Prostituierte vorgeschrieben sind und stellen damit Verruchtheit auf provozierende Weise zur Schau. Gerne schminken sich die Spielfrauen nach gallischer Art.

Die Kleidung der Spielleute ist meist farbenfroh und oft farblich in der Mitte geteilt, wobei rot und grün beliebte farbliche Kombinationen sind. Kennzeichnend sind auch kurze Mäntel und Kleidungsstücke aus zweiter Hand.

Herkunft

Mit Beginn der Urbanisierung ab dem 12. Jahrhundert hat sich in den Städten nördlich der Alpen eine neue Bürgerschaft gebildet, die, im Vergleich zur Landbevölkerung, in weit geringerem Maße von Grund und Boden und den Feudalherren abhängig ist. Bürger sind freizügig im Wahl ihres Wohnsitzes, sie dürfen eigenverantwortliche ihren Geschäften nachgehen und frei über ihr Vermögen und ihr Erbe verfügen. Viele Bürger haben eine gute Bildung genossen, können Lesen und Schreiben, beherrschen Fremdsprachen und spielen vielleicht ein Instrument. Bürger, die in Folge von Schicksalsschlägen, Bankrott und Kriegswirren ihre Existenzgrundlage verlieren, versuchen sich daher nicht selten als Spielleute.

Daneben rekrutiert sich die Spielleuteschaft auch aus Studenten und dem Kloster entflohenen Mönchen und Nonnen. Genau wie die gescheiterten Bürger, sind die "akademischen Herumtreiber" gut gebildet und können sich mit dieser Basis ein Auskommen als Spielmann sichern.

Manchmal ist es aber auch die Abenteuerlust, mit der sich ein Sohn oder eine Tochter aus bürgerlichem Hause einer Spielmannsgruppe anschließt und damit den gesellschaftlichen Zwängen des Bürgertums zu entfliehen versucht.

Stigmatisierung

Spielleute gehören keiner sie schützenden Gemeinschaft an. Sie müssen ohne Dorf- und Stadtgesellschaft auskommen und keine Pfarrgemeinde oder Obrigkeit gewährt ihnen Schutz und Fürsorge. Häufig werden den Spielleuten die Sakramente verweigert. Besonders die Tänzerinnen sehen sich oft heftigen Anfeindungen durch den Klerus ausgesetzt und als Werkzeug des Teufels betrachtet.

Sogar berufsmäßige Dirnen sind in mancher Hinsicht besser gestellt als die Spielleute. Frauenhäuser stehen in der Regel unter städtischer Aufsicht, werden durch einen Scharfrichter oder Hurenwaibel beschützt und von der Kirche geduldet. Während die Hure dafür sorgt, dass der Mann keine Unzucht mit ehrbaren Frauen treibt, sieht der Klerus in der Darbietung der Spielleute die Verführung zu Sünde und Ausschweifungen.

Wer einmal das Leben eines Spielmanns gelebt hat, lebt es in der Regel bis zu seinem Lebensende. Auch seine Kinder sind zum Leben auf der Straße verurteilt, da ihnen der Zugang in die bürgerlichen Berufe durch die Zünfte verweigert wird. Zwar gibt es Beispiele von Minnesängern, die es zu einem beachtlichen Vermögen gebracht haben und sogar zu Burgherren aufstiegen, doch dies bleiben Einzelfälle. Der gewöhnliche Spielmann lebt von den bescheidenen Gaben des Publikums und spielt manchmal auch nur für eine warme Mahlzeit und Beherbergung in einem Wirtshaus auf.

Spielfrauen unterstellt man häufig, dass sie neben ihren Künsten auch sich selbst anbieten. Auch wenn diese Vermutung häufig ungerechtfertigt ist, so bleibt vielen dieser Frauen in schlechten Zeiten kaum eine andere Wahl, als diese Art des "Nebenerwerbs" zu wählen.

Leben im Wirtshaus

Im Wirtshaus finden die Spielleute Menschen, die sie für Feiern engagieren, Opfer für ihre Taschenspielertricks und Publikum. Die Kneipe ist gewissermaßen die Heimat für die Spielleute. Viele Spielmänner tragen die auf dem Marktplatz verdienten Pfennige gleich in die Kneipe oder in das Frauenhaus und leben ein Leben zwischen Taverne, Sex und Würfelspiel.

Literatur

Author: Stefan

Created: 2018-07-12 Thu 21:23

Emacs 25.1.1 (Org mode 8.2.10)

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