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Ritter

Ritter sind berittene Kämpfer, die im Gefolge eines Herren dienen, ihm in den Krieg folgen und Land und Bevölkerung vor seinen Feinden beschützen. Das Rittertum hat seinen Ursprung in Frankreich, weshalb die Fachsprache der Ritter das Französische ist. Von Rittern wird ein tugendhafter Lebenswandel erwartet, der Tapferkeit, Stehvermögen, Loyalität, ehrenhaftes Handeln und Verlässlichkeit einbezieht.

Geschichte

Als im Frühmittelalter die römischen Straßen verfielen, wurde es zunehmend schwieriger, Fußheere über weite Strecken zu bewegen. Um diesen Umständen zu begegnen, setzten die Kriegsherren vermehrt berittene Krieger ein. Bauern, die häufig in Fußeinheiten eingesetzt wurden, konnten sich die hohen Kosten für Pferd und Ausrüstung nicht leisten und blieben daher bei den berittenen Streitkräften außen vor. Doch die Anzahl der Reichen und Adligen reichte nicht aus, um eine wehrhafte Armee zu bilden. Daher ging man dazu über, einfache freie Männer für den Krieg zu Pferde auszustatten, die nach dem Feldzug in ihre bürgerlichen und ministerialen Berufe zurückkehren konnten. Die Erfolgreichen unter diesen dienstleistenden Reiterkriegern erhielten Anteile an der Kriegsbeute oder Ämter in den eroberten Gebieten und hoben sich damit allmählich von ihren Standesgenossen ab, die entweder Zuhause geblieben waren oder aber im Kampf versagt hatten.

Vom Reiter zum Ritter

Vor allem in den ersten Jahrhunderten war der berittene Kämpfer in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich. Der Gegner und seine Leute wurden durch Tötung, Raub, Geiselnahme und Brandstiftung geschädigt, was vor allem die unbewaffneten Bauern und der Klerus besonders hart zu spüren bekam. Dabei waren diese Gewaltakte nur unrechtmäßig, wenn kein ausreichender Fehdegrund vorlag.¹

Seit dem neunten Jahrhundert wurde versucht, christliche Werte in das Rittertum zu integrieren. So forderte der Klerus von den berittenen Kämpfern Einsatz für den König, Landesverteidigung und den Schutz der Schwachen, darunter Klerus, Kirche, Witwen und Waisen. Die Kirche behielt es sich vor, Ritter bei schweren Vergehen zu exkommunizieren und ihnen das Cingulum Militare (Rittergürtel) zu entziehen.²

Um etwa 1080 erreichte die von Südfrankreich ausgehende Friedensbewegung die Länder des Heiligen Römischen Reichs und bewirkte, dass fortan an Sonn- und Feiertagen und kirchlichen Hochfesten nicht mehr gekämpft werden durfte. Häuser und Felder sollten bei einer Auseinandersetzung nicht verwüstet und Geistliche, Bauern, Frauen und Kinder nicht entführt oder verletzt werden.³ Aus diesem neuen Verhaltenskodex erwuchs das Ideal des christlichen Kriegers, der aus edlen Motiven handelte und damit moralische Überlegenheit verkörperte.

Ausbildung

Die Aufnahme in den Ritterstand setzt eine vieljährige Vorbereitungs- und Lehrzeit voraus. Die ersten Jahre bleibt der Knabe in der Obhut der Mutter, die für seine christliche Erziehung sorgt. Mit sieben Jahren wird der Anwärter dann an den Hof eines Herzogs oder zu einem Ritter von hohem Ansehen gesandt, wo er seinem neuen Herrn als Page dient. Eine Edelfrau nimmt sich des Knaben an und unterrichtet ihn in den höfischen Sitten, vermittelt die biblische Geschichte und lehrt Lesen und Schreiben und Fremdsprachen.

Mit vierzehn Jahren wird der Page zum Knappen erhoben und erhält ein geweihtes Kurzschwert. Die weitere Ausbildung konzentriert sich nun mehr auf die Ausbildung mit der Waffe. Zu den Pflichten des Knappen gehört es auch, dem Herrn beim Anlegen der Rüstung zu helfen, die Pferde zu pflegen und zu füttern und ihn auf Tunieren und Kriegszügen zu begleiten. Der Knappe reicht seinem Herrn die Waffen, unterstützt ihn sorgsam und leistet ihm Hilfe, wenn er verwundet wird.

Hat der Knappe sich durch Mut und Treue ausgezeichnet, so empfängt er mit Vollendung des 21. Lebensjahres den Ritterschlag.

Lebensverhältnisse

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Lebensqualität in den großen Ritterburgen deutlich gestiegen. Sie sind wohnlicher, besser ausgestattet und bequemer, als es die Burgen in früheren Jahrhunderten waren. Dem gegenüber stehen die kleinen Burgen der Unterlehensträger, die immer noch den zweckmäßigen Wehrbauten aus dem frühen Mittelalter gleichen. Ihre Innenbereiche sind von bedrückender Enge, karg in der Ausstattung, düster und zugig im Winter. Sie beherbergen Burggrafen und Ritter mit ihren Familien, Knechte, Mägde, Handwerker, Spielleute und Gäste. Daneben Pferde, Hunde, aber auch die zum Leben notwendigen Vorräte und Waffen, Pech, Schwefel und anderes Kriegsgerät.

Insbesondere die Burgen fernab der großen Handelswege, wo die Burggemeinschaft nicht von üppigen Zolleinnahmen lebt, fordern ihren Bewohnern ein eher karges Leben ab. Dort muss der Burgherr ein umsichtiger Wirtschafter sein und sehr sorgsam mit Geld, Vorräten und Material umgehen. Missernten auf dem umliegenden Land können schnell zu Hungersnöten, nicht nur in den Dörfern, sondern auch auf den Burgen, die von den Erträgen der Bauern abhängig sind, führen.

Die Lebensverhältnisse eines Ritters sind daher in hohem Maße vom Wohlstand seines Herrn abhängig. ⁴, ⁵

Quellen

(1) Joachim Ehlers, Die Ritter: Geschichte und Kultur (2006), S. 23 ff. (2) Joachim Ehlers, Die Ritter: Geschichte und Kultur (2006), S. 18 (3) Joachim Ehlers, Die Ritter: Geschichte und Kultur (2006), S. 24 (4) My Heilmann, Burgen und Ritter am Rhein (1974), S. 122 ff. (5) My Heilmann, Burgen und Ritter am Rhein (1974), S. 69

Author: Stefan

Created: 2018-07-12 Thu 21:23

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