Home | Figuren | Länder und Familien | Monster | Bibliografie | Impressum | Sitemap

Köhler

Köhler sind Waldarbeiter, die Holzkohle herstellen. Holzkohle wird zur Eisenverhüttung und für die Glasherstellung benötigt. Zur Gewinnung wird ein Holzhaufen (Meiler) aufgeschichtet, luftdicht mit Erde, Gras und Moos bedeckt und in Brand gesetzt. Der Köhler überwacht den Vorgang der Verkohlung und löscht den Meiler mit Wasser, sobald dieser Prozess abgeschlossen ist.

Zur Vermeilerung wird ausschließlich Weichholz verwendet¹.

Lebensbedingungen

Köhler stehen gemeinsam mit den Holzfällern auf der untersten Stufe gesellschaftlichen Ansehens. Im Gegensatz zu den Holzfällern leben sie allerdings nicht in Gemeinschaften, sondern betreiben die Kohlemeilerung allein und leben einsam mit ihren Familien im Wald².

Köhler, die im Rahmen des Bergbaus tätig sind, unterliegen, wie die Bergschmiede, der Berggerichtsbarkeit und sind frei von Leibeigenschaft und feudaler Abhängigkeit³. Gelegentlich schlossen waldbesitzende Bauern Verträge mit den Hütten, um das Holz selbst zu vermeilern und an die Schmelzen zu verkaufen⁴.

Köhler und Eisenhütten

Für die Verhüttung wird ein Vielfaches des Erzvolumens an Holzkohle benötigt. Folgende Gleichung soll den immensen Holzbedarf, der bei der Eisenherstellung gedeckt werden will, verdeutlichen:

1 t Roheisen = 8 t Meilerkohle = 30 t Holz

So ist es mit weniger Aufwand verbunden, das Erz zur Holzkohle zu befördern und es in der Nähe der Meilerplätze zu verhütten, zumal sich die Holzkohle ohne Verluste nicht weit transportieren lässt⁵.

Daher bilden Bergwerk, Hütte, Hammerwerk, Bergschmiede und Meilerplätze zumeist eine Einheit⁵. Dabei sind die Arbeitsgänge von Eisenproduktion und -weiterverarbeitung nicht getrennt. Die Eisenfachleute lassen sich mit ihren Familien in unmittelbarer Nähe zum Werk nieder und bilden dabei kleine Siedlungen. Die Köhlersiedlungen lassen sich dabei aber klar von denen des Eisenwerkspersonals unterscheiden. Das Eisenwerk bietet Arbeit für etwa zehn Beschäftigte². Die Eisenwerksberinge werden als eigene Rechtsbezirke mit niederer Gerichtsbarkeit verstanden, sie bleibt aber meist beschränkt auf Streitfälle zwischen den Eisenwerksarbeitern. Vereinzelt verfügen Hüttenbetriebe über eine Jagd- und Fischfangberechtigung³.

In modernen Hütten großer Eisenwerke werden Hochöfen mit hydraulischen Gebläsen eingesetzt, die mit einem Wasserrad angetrieben werden⁶. Aber auch die Hammerwerke werden mit Wasserkraft betrieben.

Raubbau und Naturzerstörung

Durch das Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Blüte seit dem Hochmittelalter hat der Bedarf an Eisen und der damit verbundene Holzbedarf stetig zugenommen. Bereits im 12. Jahrhundert ist der Wald durch rücksichtslosen Raubbau geschädigt und es kommt zu ersten Holzmangelerscheinungen. Um an das Holz großgewachsener, alter Bäume zu gelangen, müssen die Holzfäller nun immer öfter in kaum begehbare, unerschlossene Waldgebiete vordringen⁴.

Seit dem vierzehnten Jahrhundert nimmt die Holznot bedrohliche Ausmaße an. Köhler haben ganze Wälder verbraucht und sogar die Saatbäume gefällt, die man in früheren Zeiten zur Erholung des Waldes stehen gelassen hatte. Das Erschmelzen und Verarbeiten des Eisens in Hütten und Hammerwerken ruiniert den Wald. Der akute Holzmangel bringt wiederum Großbetriebe zum Erliegen, die auf Holzkohlelieferungen angewiesen sind. In jüngster Zeit versucht man, dem Raubbau durch Selbstbeschränkung und Köhlereiverbote regional zu begegnen⁵.

Das Holz wird den Köhlern nicht durch den Förster zugewiesen, sondern sie bedienen sich selbst und so rissen sie im Laufe der Jahrhunderte riesige Lücken in den Holzvorrat¹.

Quellen

Aus Albrecht Jockenhövel, Bergbau, Verhüttung und Waldnutzung im Mittelalter:

(1) Gerd Heil: Naturnutzung oder Naturzerstörung, S. 208 (2) Hermann-Josef Braun: Die Arbeitsorganisation in den vorindustriellen Eisenhütten des Hunsrücks, S. 269 f. (3) Hermann-Josef Braun: Die Arbeitsorganisation in den vorindustriellen Eisenhütten des Hunsrücks, S. 264 (4) Gerd Weisgerber: Mittelalterliches Montanwesen und seine Wirkung auf Landschaft und Umwelt, S. 128 f. (5) Gerd Weisgerber: Mittelalterliches Montanwesen und seine Wirkung auf Landschaft und Umwelt, S. 137 f. (6) Gerd Weisgerber: Mittelalterliches Montanwesen und seine Wirkung auf Landschaft und Umwelt, S. 136

Author: Stefan

Created: 2018-07-12 Thu 21:23

Emacs 25.1.1 (Org mode 8.2.10)

Validate